Mareike Morr, Mezzosopran

Interview

? Sie sind eine diplomierte Pianistin, haben viel Anerkennung gefunden und Preise gewonnen. Da muss es schwerwiegende Gründe gegeben haben, dass Sie die Karriere am Klavier nicht weiter verfolgt haben?
MM: Ich habe vier Semester lang Klavier und Gesang parallel studiert, was zeitlich eine große Herausforderung war. Da ich als Sängerin sehr viel mehr Konzerte hatte, entschied ich mich, dem Gesang meine ganze Energie und Zeit zu widmen.

? Sie hätten ja auch Klavierlehrerin oder Gesangslehrerin werden können, in beiden Fächern haben Sie ebenfalls Diplome erworben.
MM Ich habe Diplome als Klavierlehrerin, Gesanglehrerin und Opernsängerin und habe während des Studiums sowohl Gesang als auch Klavierunterricht gegeben. Was sehr beglückende Erfahrungen waren, da ich Menschen zwischen fünf und 80 Jahren unterrichtete. Ich habe aber in dieser Zeit auch den wachsenden und nahezu unstillbaren Drang verspürt, selbst auf dem Podium zu stehen und zu singen. Und irgendwann war ich an dem Punkt, wo ich mich entscheiden musste. Ich tat es zu Gunsten des eigenen Musizierens. Ich denke, dass es nahezu unmöglich ist, gleichzeitig eine künstlerische und eine pädagogische Karriere zu verfolgen. Das Unterrichten nehme ich mir für einen späteren Zeitpunkt vor.

? Was war denn so verführerisch am Sänger-Beruf?
MM Das Klavier ist mein Freund und der Gesang meine große Liebe. Das Klavier gehört seit meinem fünften Lebensjahr zu mir, der Gesang kam erst mit 20 Jahren dazu. Ich habe das Gefühl, dass der Gesang mein ureigenstes Ausdrucksmittel geworden ist. Dazu kommt noch, dass der Sängerberuf sehr abwechslungsreich ist – Lied, Oratorium, Oper.

? Nach Abschluss Ihres Gesang-Studiums dauerte es nicht lange, bis Sie ein Angebot von der Staatsoper Hannover bekamen. Sie gehören jetzt sogar zum festen Ensemble. Beengt das nicht eine große internationale Karriere? Schließlich haben Sie als Angestellte Präsenzpflicht, müssen sich Nebenarbeiten genehmigen lassen.
MM Sicherlich muss ich das eine oder andere verlockende Konzert-Angebot absagen. Das nehme ich aber zur Zeit gerne in Kauf, denn die Arbeit in einem Ensemble ist eine besondere Erfahrung. Außerdem gibt mir das Opernhaus die Möglichkeit, sehr viele verschiedene Partien zu studieren und auszuprobieren. In einer Woche in vier verschiedenen Stücken auf der Bühne zu stehen und noch ein weiteres zu proben, ist eine sehr lehrreiche Herausforderung.


Lamenti: furore e dolore

Arien von Gluck, Händel, Monteverdi, Purcell, Vivaldi

Mareike Morr, Mezzosopran - Hannoversche Hofkapelle

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